30/59/11: Die perfekte Graustufen-Umwandlung als visuelle Dodge-&-Burn-Hilfe

Ein Bild in Graustufen umzuwandeln, kann in vieler Hinsicht wertvoll sein. Lässt man den kreativen Aspekt jedoch mal außer Acht, kann die Graustufen-Repräsentation eines Bildes vor allem als visuelle Hilfestellung in der Retusche dienen. Denn durch das Ausblenden der Farbinformationen kann man sich voll und ganz auf die Formen und die Luminanzverteilung im Bild konzentrieren. Vor allem für das Dodging & Burning kann diese Hilfe sehr wertvoll sein, denn gerade als Anfänger hat man oft Schwierigkeiten damit, herauszufinden, wo denn eigentlich aufgehellt bzw. abgedunkelt werden muss.

Die Idee ist also, das Bild mittels Hilfsebene temporär in Graustufen umzuwandeln. Darüber hinaus soll eine zusätzliche kontraststeigernde Hilfsebene die Unterschiede in der Luminanzverteilung (=Hautunreinheiten) noch deutlicher machen.

db-helper-visualisierung


Soviel zur Theorie. Für die Praxis wird in vielen Tutorials dazu geraten, dies mit dem Kanalmixer umzusetzen. Das ist auch durchaus verlockend, denn damit lassen sich beide Korrekturen in einer Einstellungsebene vereinen: Mit dem Modus »Monochrom« erhält man die Graustufen-Umwandlung und mit der klassischen Korrektur »weniger Rot, mehr Blau« steigert man den Kontrast in den Hautpartien.

Das Problem ist aber, dass man mit dieser Variante die Wirklichkeit verzerrt, denn man verschiebt hiermit das Verhältnis zwischen den einzelnen Farben. Wer also auf Basis dieser Kanalmixer-Ebene eine Dodge-&-Burn-Korrektur durchführt, erhält bei ausgeblendeter Hilfsebene eventuell ein falsches Ergebnis. Man korrigiert quasi Probleme, die gar nicht existieren. (Zumindest nicht in der Intensität.)

Aus dem selben Grund fallen auch andere Varianten flach. Beispielsweise die Umwandlung per Schwarz-Weiß-Einstellungsebene. Denn so praktisch, dieser Dialog aus kreativer Sicht ist, auch damit kann man sehr einfach die ursprünglichen Farbverhältnisse verschieben.

Ebenso schlecht ist die Umwandlung mittels Farbton/Sättigung. Warum, wird klar, wenn man die Kanäle im folgenden Beispiel betrachtet:

vergleich-farbton-saettigung

Innerhalb der einzelnen Kanäle wird beim Reduzieren der Sättigung lediglich der Durchschnitt gebildet, was bei durchgängig hochgesättigten Farben, wie hier, zu einem einheitlichen Grau führt. Und das ist natürlich nicht das Ziel, denn so nehmen wir die Welt in Graustufen nicht wahr. Beispielsweise erscheint uns ein Gelb natürlich heller als ein Blau und genau das muss bei der Umwandlung berücksichtigt werden. Mittels Farbton/Sättigung ist das leider nicht der Fall. Wir benötigen also eine Formel, die die Kanäle unterschiedlich gewichtet, sodass das Resultat dem menschlichen Sehverhalten so gut wie möglich entspricht.

Die Lösung
Wie sich herausgestellt hat, wurde dieses Problem schon lange vor Photoshop, nämlich 1953, vom National Television Systems Committee gelöst. Die für uns relevanten Angaben dazu befinden sich in den NTSC Signal Specifications:

ntsc-auszug


Konkret geht es um diese Zahlen: 30/59/11. So müssen die Kanäle für die Umwandlung in Graustufen gewichtet werden: 30 % Rot, 59 % Grün und 11 % Blau. Mithilfe dieser Verteilung entspricht das Graustufenbild am ehesten dem, wie wir die Welt in Graustufen wahrnehmen.

Kommen wir daher nochmal zum Kanalmixer zurück. Wenn wir ihn nämlich mit diesen Zahlen füttern, spuckt er sehr wohl ein brauchbares Ergebnis aus. Das Resultat entspricht auch ziemlich genau der Umwandlung in Graustufen über Bild > Modus > Graustufen. Photoshop nutzt diese Werte aber auch für die Füllmethode »Farbe«, was uns zur zweiten Möglichkeit bringt: Anstatt des Kanalmixers kann man ebenso eine neutralgrau gefüllte Ebene nutzen. Diese muss man, wie hier unten zu sehen, lediglich auf die Füllmethode »Farbe« setzen:

vergleich-varianten


Das Ergebnis ist wie bei der Kanalmixer-Methode ein perfektes Graustufenbild.

Weiterführendes
Mehr zu Dodge & Burn erfährst du hier: Dodge & Burn – Hautretusche vom Feinsten

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