InDesign und Illustrator bieten mit dem Attribut »Überdrucken« und dem Verrechnungsmodus «Multiplizieren« zwei – auf den ersten Blick – sehr ähnliche Funktionen. Und obwohl sie unter Umständen das selbe Ergebnis erzeugen, gleichen sie sich keineswegs. Schauen wir uns die zwei Funktionen näher an:
Beim »
Multiplizieren« handelt es sich um eine sogenannte Füllmethode. Diese beschreibt mithilfe einer Formel, wie zwei Farben miteinander verrechnet werden. Im Fall von Multiplizieren ist das denkbar einfach. Doch dazu später mehr. In der Regel wird Multiplizieren eingesetzt, um einen bestimmten optischen Effekt zu erzielen.
Im Gegensatz dazu steht das Attribut »
Überdrucken«. Dieses Attribut ist nicht primär dazu gedacht, einen optischen Effekt zu erzielen. Es ist vielmehr eine Anweisung an den Drucker, dass darunter liegende Farben nicht ausgespart, sondern gedruckt werden sollen. Überdrucken ist also eher ein Werkzeug für die Druckvorstufe, um bestimmte Probleme an der Druckmaschine zu vermeiden.
In diesem Beispiel werden die jeweils gleichen Farbfelder überdruckt bzw. multipliziert. Wie man an der Mischfarbe in der Mitte sehen kann, unterscheiden sich die Ergebnisse deutlich. Sehen wir uns an, wie es aus mathematischer Sicht dazu kommen kann.
Überdrucken
Werden zwei Farben überdruckt, bekommt die Mischfarbe einfach die Werte der oberen Farbe. Ist einer der
oberen CMYK-Werte aber 0, wird der Wert der unteren Farbe übernommen. Das klingt kompliziert, ist aber wie das Beispiel unten zeigt, ganz simpel:
Multiplizieren
Beim Multiplizieren wird die Mischfarbe mithilfe einer Formel berechnet. Für normierte RGB-Farbwerte lautet diese:
A x BWurden die Farbwerte vorher nicht auf den Bereich von 0 bis 1 normiert, muss anschließend noch durch 255 geteilt werden:
(A x B) / 255Für CMYK-Farbwerte ist die Formel etwas komplizierter. Die Mischfarbe berechnet sich hier nach folgender Formel:
100-((100-A)*(100-B)/100)
Weiterführendes
Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden Funktionen in einem weiteren Punkt. Die Füllmethode »Multiplizieren« ist kommutativ, d.h. die Reihenfolge der beiden Objekte ist für das Ergebnis egal. Beim Überdrucken sieht die Sache anders aus. Wie man am folgenden Beispiel sehen kann, spielt die Reihenfolge hier eine wichtige Rolle:
Fazit: Die Ergebnisse vom »Überdrucken« und »Multiplizieren« unterscheiden sich deutlich. Warum aber werden die beiden Funktionen so gerne gleichgesetzt?
Darüber kann ich nur eine Vermutung anstellen, aber wahrscheinlich liegt es am Verhalten beider Funktionen im Zusammenhang mit Schwarz. Schwarz ist sicherlich die am häufigsten überdruckte Farbe und bei 100% Schwarz ist es tatsächlich egal, ob sie überdruckt oder multipliziert wird. Das Ergebnis ist das gleiche:
Will man das Ergebnis des Überdrucken-Attributs (aus welchen Gründen auch immer) gerne mit einer Füllmethode darstellen, ist man mit »Abdunkeln« am besten beraten.
Hinweise:
- Das Überdrucken wird in den Adobe-Programmen erst bei aktiver Überdruckenvorschau korrekt angezeigt.
- Die schwarze Farbe [Schwarz] überdruckt in InDesign standardmäßig. Ist das nicht gewünscht, kann man entweder manuell ein neues Farbfeld für Schwarz erzeugen oder man deaktiviert die entsprechende Funktion in den Voreinstellungen unter »Schwarzdarstellung«.
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