Photoshops Gradationskurven manuell erstellen (Hex-Edit) und: »Kann man Gradationskurven umkehren?«

Photoshops Gradationskurven sind das Werkzeug, wenn es um Luminanz- und Farbkorrekturen geht. Wer jedoch glaubt, dass man solche Kurven nur mit Photoshops Gradationskurven-Dialog erstellen kann, irrt sich.

Welche Möglichkeiten gibt es?

1. Photoshops User Interface
Zunächst können Gradationskurven natürlich klassisch über Photoshops Bordmittel erstellt werden. Entweder destruktiv über das Bild-Korrekturen-Menü oder non-destruktiv mithilfe einer Einstellungsebene. Beides hat seine Berechtigung. Innerhalb des Dialoges kann man zwischen den zwei Modi »Punktmodus« und »Bleistiftmodus« wählen. Speichert man solche Kurven als Vorgabe wird ersteres zu einer ACV-Datei und letzteres zu einer AMP-Datei. Diese Unterscheidung ist, wie wir später noch sehen werden, ziemlich wichtig.


acv-vs-amp

2. Kurven mithilfe von Verläufen erstellen

Man kann Kurven auch anhand einer visuellen Repräsentation – in Form eines Verlaufs – erstellen. Wie das geht, habe ich in meinem Artikel »Füllmethoden als Gradationskurven ausdrücken« ausführlich beschrieben. (An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass man mit der gleichen Technik mehrere Gradationskurven zu einer zusammenfügen kann.)

3. »Create Color Ramp«-Skript
create-color-ramp
Natürlich darf hier auch ein Skript nicht fehlen. Michel Mariani von Tonton Pixel hat ein hervorragendes Skript namens Create Color Ramp geschrieben, das es ermöglicht, Kurven anhand von Funktionsgleichungen zu definieren. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wofür man das brauchen kann: Beispielsweise für die in der Beauty-Retusche verwendeten »Solar Curves«, die man problemlos mithilfe folgender Sinusfunktion erzeugen kann:

(sin((PI/2)-4*x*PI)/2)+0.5






4. Gradationskurven manuell erstellen – Hex-Edit
Das ist wohl die … sagen wir … verrückteste Variante, denn mit »manuell« meine ich das manuelle Erstellen einer AMP-Datei in einem Hex-Editor. Wobei Erstellen nicht ganz richtig ist, denn in der Regel ist es sinnvoller, eine bestehende Datei zu editieren. Nun klingt das ganze etwas nach einem Overkill und ehrlich gesagt ist es das auch, allerdings kann es dennoch sehr hilfreich sein. Ein Beispiel: Ich wollte kürzlich eine Kurve umkehren. Warum ist hier nebensächlich. Wichtig ist jedenfalls, dass das innerhalb von Photoshop nicht möglich ist. Warum? Dazu muss ich etwas ausholen:

Kann man Gradationskurven umkehren?

Eine Gradationskurve im Punktmodus wird anhand der vom Benutzer definierten Knoten mittels Spline-Interpolation erzeugt. Diese kubische Interpolation sorgt für die weichen Kurven, die damit normalerweise entstehen. Wichtig dabei ist aber weniger die Kurve selbst, sondern die Auswirkung aufs Bild. Und wie sich sicherlich jeder vorstellen kann, ist eine weiche Kurve vorteilhafter für Korrekturen am Bild. Das Problem ist aber, dass man diese kubische Interpolation nicht einfach umkehren kann. (Das ginge nur mit linearer Interpolation.) Das bloße Tauschen der Ein- und Ausgabewerte im Gradationskurven-Dialog ist daher nicht zielführend (siehe linke Kurve):



Die rote Kurve (kubische Interpolation) ist die durch Tauschen der Ein- und Ausgabewerte entstandene Umkehrung. Das Ziel war aber die grüne Kurve. Dies ist mit Bordmitteln aber nicht erreichbar.

Daher kommen hier die eingangs erwähnten AMP-Files (Arbitrary Maps) ins Spiel. Diese erlauben es, freihand eine Kurve zu zeichnen. Theoretisch kann man damit also die korrekte Umkehrung einer Kurve zeichnen. Da es allerdings etwas schwierig ist, so eine perfekte Umkehrung zu zeichnen, kann man so eine Datei auch numerisch erstellen.

hexedit-curve
Hierzu benötigt man »bloß« einen Hex-Editor wie Hex Fiend oder den Online-Editor hexed.it. Öffnet man so eine AMP-Datei in dem Editor, sehen wir die 256 Werte, die den Verlauf der Kurve beschreiben. Natürlich muss man wissen, was man dort einträgt – das kann man mit etwas Geduld durch Trail and Error erledigen. Wichtig ist hier nur, dass es geht.

Diese AMP-Dateien sind zwar ziemlich simpel aufgebaut, trotzdem sind die Dateiformat-Spezifikationen ganz nützlich.

Für experimentelle Techniken sind diese Möglichkeiten unheimlich nützlich, aber auch im Alltag können all diese Tricks schon mal helfen.

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Photoshop-Aktionen per Tastaturbefehl (JavaScript) aufrufen

In Photoshop kann man als User fast jedem Menü oder Werkzeug einen Tastaturbefehl zuweisen. Aber eben nur fast, denn bei Aktionen geht das leider nicht. Nun kann man zwar in den Aktionsoptionen der Aktion Funktionstasten (zusammen mit Modifier Keys) zuweisen, aber die Möglichkeiten sind damit sehr eingeschränkt.

aktionsoptionen

Wer also für einen effizienten Workflow auf andere Tastaturbefehle angewiesen ist, kann folgenden Workaround nutzen:

Aktionen per Skript aufrufen
Die Idee: Aktionen können auch per Skript aufgerufen werden und Skripten kann man Tastaturbefehle zuweisen.

Theoretisch benötigt man dazu nur eine JavaScript-Zeile:

app.doAction("Name_Aktion", "Name_Satz")

Der erste Teil in der Klammer ist der Name der Aktion und der zweite Teil der Name des Satzes, in dem sich die Aktion befindet.

Anstatt des Satz-Namens kann auch die ATN-Datei angegeben werden, in welcher sich die Aktion befindet. Also zum Beispiel:

app.doAction("Name_Aktion", "MeineAktionen.atn")

Sinnvoll ist es aber, noch eine catch-Schleife einzubauen, um eine Fehlermeldung auszugeben, wenn die Aktion nicht gefunden werden kann:

try{
app.doAction("Name_Aktion","Name_Satz")
}
catch(e){
alert("Warnung\nDie gesuchte Aktion wurde nicht gefunden.");
}


Dieses Skript kann man beispielsweise mit TextWrangler als jsx-Datei speichern (oder hier herunterladen). Anschließend muss das Skript unter Macintosh HD > Programme > Adobe Photoshop XX > Presets > Scripts abgelegt werden.

In Photoshop lassen sich dann unter Bearbeiten > Tastaturbefehle > Anwendungsmenüs > Datei > Skripten bequem Tastaturbefehle zuweisen.

tastaturbefehle-skripten

Übrigens: Aktionen können natürlich auch über AppleScript aufgerufen werden:

tell application "Adobe Photoshop"
do action "Meine_Aktion" from "Mein_Satz"
end tell


Wer noch mehr über die Erstellung bzw. das Anwenden von Aktionen erfahren will, hier habe einige Infos zusammengestellt:

Wie erstellt man Photoshop-Aktionen richtig? (Aktionen Teil 1)
Tipps zum Anwenden und Organisieren von Photoshop-Aktionen (Aktionen Teil 2)

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InDesign Tipps, Tricks und Geekfacts #3

1. Objekt samt Inhalt auf eine bestimmte Breite oder Höhe bringen und dabei die Proportion bewahren
Ein Objekt numerisch auf eine bestimmte Größe zu skalieren, und dabei die Proportionen zu bewahren, geht völlig problemlos über das Steuerungsbedienfeld. Dazu muss man bloß das Maß inkl. Maßeinheit in das Feld für die prozentuale Skalierung (x-Skalierung/y-Skalierung) eingeben:

steuerungsleiste-skalierung

Nach dem Bestätigen wird das Objekt proportional auf die eingegeben Größe skaliert. Das Schöne an dieser Variante ist, dass dabei eben auch der Inhalt korrekt mitskaliert wird.

2. Tastaturkürzel aus Photoshop oder Illustrator verwenden
Seit InDesign CC2018 (März Update) ist es möglich in InDesign die Tastaturkürzel aus Photoshop oder Illustrator zu verwenden. Es handelt sich dabei zwar leider um ein fixes Preset und nicht um eine Option, die es erlaubt, die eigenen Tastaturkürzel zu synchronisieren. Aber dennoch, ein Schritt in die richtige Richtung.

3. Reference Point Scripts
bezugspunkt
InDesign Secrets hatte vor einer Weile über die sogenannten »Reference Point Scripts« berichtet. Ich hab sie jetzt seit einiger Zeit im Einsatz und finde sie großartig. Mit ihnen ist es möglich, per Tastenkürzel die Bezugspunkte zu setzen. Man kann den Bezugspunkten nämlich leider nicht mit Bordmitteln ein Tastenkürzel zuweisen. Diese Skripte umgehen das Problem clever: Es handelt sich dabei um 9 einzelne Skripte, die nichts anderes machen, als einen der neun Punkte auszuwählen – jedes einen anderen. Diesen Skripten kann man aber nun sehr wohl ein Tastaturkürzel zuweisen. Sinnvoll ist etwa diese Zuteilung:

refpoint-scripts
Der Ziffernblock auf der Tastatur entspricht damit dem User Interface der Bezugspunkte.


Die Skripte können hier heruntergeladen werden.

4. Verknüpfung mit Standardprogramm öffnen
Wer oft Verknüpfungen aus InDesign heraus öffnet, muss dazu nicht das Verknüpfungsfenster bemühen. Es reicht ein Alt-Doppelklick auf die Verknüpfung und schon wird diese im Standardprogramm geöffnet. Falls dieses Standardprogramm nicht wie gewünscht konfiguriert ist, siehe Punkt 4 hier: InDesign Tipps, Tricks und Geekfacts #2

5. Volltonfarben-Limit
InDesign (und auch Illustrator) kann die Überdrucken- bzw. Separationsvorschau nicht anzeigen, wenn sich mehr als 25 Volltonfarben im Dokument befinden. Darüber hinaus können die beiden Programme, wenn sich mehr als 27 Volltonfarben im Dokument befinden, dieses auch nicht ausgeben. Allerdings nur dann wenn sich Transparenzen im Dokument befinden und diese bei der Ausgabe reduziert werden. Wird beispielsweise ein PDF-X/4 erzeugt, können es auch mehr als 27 Volltonfarben sein.

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