Links (A) ist ein PNG zu sehen, welches einen freigestellten Kreis beinhaltet. Obwohl in den Kanälen kein extra Kanal zu sehen ist, besitzt dieses Dokument dennoch einen Transparenzkanal. Im Gegensatz dazu sehen wir rechts (B) ein PSD-Dokument, mit einer freigestellten Ebene und einem Alphakanal. Der Alphakanal hat für die Transparenz in dem Dokument aber keine Bedeutung und somit keine konkrete Funktion. (Er dient in der Regel nur als Speicher einer zuvor erstellten Auswahl.) Doch auch in diesem Beispiel ist ein Transparenzkanal vorhanden.
Sobald in Photoshop das Schachbrettmuster zu sehen ist, verfügt das Dokument über einen Transparenzkanal. Diese Transparenzinformationen können auf zwei verschiedenen Arten gespeichert werden: premultiplied oder straight. Dabei unterscheiden sich aber nicht die Transparenzkanäle sondern die Farbkanäle! Ausdrücke wie »straight alpha« sind daher eigentlich falsch, da sich das »straight« nur auf die Farbkanäle bezieht.
Sehen wir uns die Unterschiede im Detail an:
Straight channels (direkte Kanäle/unmatted):
Bei dieser Methode werden die Transparenzinformationen ausschließlich im Transparenzkanal gespeichert. Das Resultat der Transparenz ist daher erst sichtbar, wenn der Transparenzkanal von einem Programm entsprechend interpretiert wird. Photoshop (und viele andere Programme auch) können diese Daten richtig interpretieren und so kommt es, dass es selbstverständlich wirkt, dass beispielsweise Grafiken mit weichen Verlaufskanten im PNG-Format eben halbtransparent sind. Tatsächlich sind die Informationen in den Farbkanälen aber vollkommen deckend. Erst wenn der Transparenzkanal ausgewertet wird, sehen wir das richtige Ergebnis. Das wird vor allem dann klar, wenn man einen Blick in Photoshops Infofenster wirft.
Messpunkt 1
Messpunkt 2
Wie in den beiden Abbildungen zu sehen, unterscheiden sich die beiden Messpunkte lediglich in der Deckkraft. Die Farbinformation ist mit RGB 250/195/0 aber überall gleich. Das wäre auch gar nicht anders möglich.
Premultiplied channels (integrierte Kanäle/matted):
Bei dieser Methode wird die Transparenzinformation sowohl im Transparenzkanal als auch in den Farbkanälen gespeichert. Die Farbkanäle werden dafür entsprechend der Opazität im Transparenzkanal vorab mit einer Hintergrundfarbe multipliziert – daher premultiplied. Die Farben in halbtransparenten Bereichen, wie sie beispielsweise bei weichen Kanten entstehen, werden dazu also mit einer anderen Farbe überlagert. Manche Programme erlauben es daher eine Hintergrundfarbe zu wählen, anderenfalls wird meist Schwarz oder Weiß verwendet.
Technischer Hinweis: Egal mit welcher Methode die Daten in den jeweiligen Formaten abgelegt sind, Photoshop arbeitet ausschließlich mit »straight color«. Daten die premultiplied sind, müssen daher für die Bearbeitung konvertiert werden. D.h. Photoshop »un-multiplied« die Daten beim Öffnen und »re-multiplied« sie beim Speichern wieder. Durch diese Rundreise können die Farbkanäle ganz leicht verändert werden.
Interessant wird dieses Thema erst, wenn andere Programme im Spiel sind und Fehler auftreten. Dann ist diese Unterscheidung wichtig, um vernünftige Ergebnisse zu erzielen.
Wenn man die Wahl hat, was wäre dann aber besser? Straight oder premultiplied? Ich vertraue hier auf die Antwort von Chris Cox:
»For most purposes, straight color is better than premultiplied and will result in a lot less artifacts when making adjustments, color corrections, filtering, etc. Straight color also allow for more blend modes, with premultiplied you either have to un-multiply or live with just normal blend mode.«